Warum französische Kinder (angeblich) keine Nervensägen sind

Cover_Franzoesische_KinderDas Buch stand schon lange bei mir auf der Leseliste: « Warum französische Kinder keine Nervensägen sind ». Die Autorin Pamela Druckerman lebt seit vielen Jahren in Paris und ist genau wie ich hier Mutter geworden. Die amerikanische Journalistin war angeblich nie ein großer Frankreich-Fan. Trotzdem glaubt sie, dass wir uns von den französischen Erziehungsmethoden (mehr noch als vom französischen Käse) eine Scheibe abschneiden sollten. Denn laut Druckerman benehmen sich französische Kinder gesitteter, schlafen schneller durch und sind einfach besser erzogen.

Ich kann das ehrlich gesagt nicht hundertprozentig bestätigen. Meiner Meinung nach benehmen sich auch französische Kinder in Restaurants daneben (Druckerman ist vor allem von den angeblich guten Tischmanieren der kleinen Franzosen beeindruckt). Aber was leider stimmt, ist dass hier die meisten Kinder schon mit zwei, drei Monaten durchschlafen. Schrecklich. Alle Babies in unserem Bekanntenkreis schlummerten gemütlich die Nächte durch, während wir neun Monate kaum ein Auge zugemacht haben. Das Schlimmste daran war, dass Mathieu und ich uns deswegen auch noch in die Haare gekriegt haben. Er war der Meinung, wir (also in Wahrheit: ICH) machten etwas falsch. Schließlich schliefen alle Babies, nur unseres nicht.

Frau Druckerman hat dafür eine ganz simple Erklärung. Französische Eltern sind einfach cooler als andere. Sprich: Sie rennen nicht gleich hin, wenn ihr Kind mal kräht, sondern warten erstmal ab. Sie lassen natürlich nicht ewig schreien, sondern legen nur eine kleine Pause ein, bevor sie hingehen. So lernen die Kinder schon früh eine wichtige Tugend. Geduld. Und darüber hinaus: alleine wieder einzuschlafen. Denn davon hält man sie ab, wenn man sie sofort aus dem Bettchen hebt, sobald sie einen Mucks machen.

So weit leuchtet das auch ein. Aber ich muss zugeben, die Theorie nervt mich trotzdem ein bisschen. Nicht, weil ich sie für falsch halte, im Gegenteil. Aber ich bin der Meinung, dass das nicht der Grund ist, warum viele französische Kinder früh durchschlafen. Für mich liegt das schlicht und ergreifend daran, dass in Frankreich so gut wie nicht gestillt wird. Zumindest nicht über einen längeren Zeitraum. Denn die Französinnen gehen ja bereits nach drei Monaten wieder zurück in den Job und nur wenige haben Lust im Büro alle paar Stunden abzupumpen. Was ich absolut nachvollziehen kann. Frau Druckerman meint, gestillte Babies würden hier ebenso früh durchschlafen. Ich wage das zu bezweifeln.

Na ja, aber vielleicht bin ich bei dem Thema auch ein bisschen bockig, weil das im Rückschluss ja bedeuten würde, Adèle hätte eigentlich schon viel früher durchschlafen können – wenn wir (also ICH) uns nur nicht so dumm angestellt hätten. Und schon höre ich wieder Mathieus unterschwellige Vorwürfe durch. Hach ja, die Wunden sind wohl einfach noch zu frisch.

Dennoch. Ich habe mich bei dem Buch köstlich amüsiert und kann es nur wärmstens weiterempfehlen. Und viele Situationen, die Druckerman beschreibt, kommen mir auch als deutsche Mami sehr bekannt vor:

Eine Amerikanerin, die in Frankreich stillt, bekommt extra Bonuspunkte, weil das Stillen hier nicht unterstützt wird und viele den Anblick einer Frau mit einem Kind an der Brust verstörend finden. « Die Stillende gilt eher als Kuriosum, als jemand, der seine Pflicht übererfüllt » (…)

Herrlich. Genauso habe ich mich während der Stillzeit auch gefühlt. Wie ein Kuriosum. Ständig wurde ich gefragt, wie lange ich denn jetzt eigentlich noch stillen will. Was wohl zwischen den Zeilen heißen sollte: Willst du nicht langsam mal aufhören? Das ist doch nicht normal!

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Pamela Druckerman

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